mixed_me Einmenschshow

„Welche seltsame Verblendung zwang mich, diese absurde Rolle bis zum Ende durchzuhalten ? Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht diese Sehnsucht nach dem Unbekannten, die für den Menschen so natürlich ist“.
[Alexine/Abel Barbin]

Ein Sternchen am Ende von Substantiven. Ein I am Ende von LGBT. Ein drittes Geschlecht, kein Geschlecht, Mann und Frau gleichzeitig, kein Mann und keine Frau.
Immer schon versucht der Mensch, sich eine Erklärung zu geben für die außergewöhnliche Erscheinung Hermaphrodit, in der heutigen Sprache intersexuelle Menschen. Eine Erklärung , die unterschiedliche Umgangsweisen generierte und generiert, die immer auch mit einem gewissen Grad an Gewalt verbunden ist. Sich jeglicher Kategorien entziehend, wurden intersexuelle Menschen lange Zeit zur Unsichtbarkeit gezwungen. Aber die Wahrnehmung von intersexuellen Personen verändert sich in der heutigen Zeit und somit auch ihr Leben.
Ende der Neunziger Jahre meldeten sich erstmals auch intersexuelle Personen öffentlich zu Wort. Fast 20 Jahre danach beginnt die Narration ihrer Erfahrungen die Öffentlichkeit zu beeinflussen.

Nach Jahrzehnten, in denen die erzwungene Geschlechtszuweisung – die laut medizinischen Protokollen in den ersten Lebensjahren erfolgen sollte – verbreitet sich heute die Tendenz, intersexuelle Kinder erstmal „so wie sie sind“ aufwachsen zu lassen, um ihnen später die Möglichkeit einer eigenen Entscheidung zu geben.
mixed_me nähert sich diesen Narrationen und versucht darin Raum zu finden für eine Reflexion, welche über die Dichotomie Mann-Frau hinausgeht. mixed_me ist ein Manifest der Ambiguität der menschlichen Natur, fordert das Recht nach Mehrdeutigkeit und erzählt vom Prozess des Aufbaus einer Identität zwischen dem menschlichen Drang nach Normalität und dem persönlichen Stolz, einzigartig zu sein:
Ein Mensch auf der Suche nach einer Position in der Welt, die immer wieder – wie in einem Labyrinth aus verzerrten Spiegeln – eine Rolle zuweist, die man nicht besetzen kann oder will.
Tanz, Video und Sprechtheater, Kunstobjekte, emotionale Zustände und Doku-Fiction verweben sich zu einem komplexen und vielstimmigen Netz – ein performatives Kaleidoskop zwischen Geschichte, Mythos, Medizin, Gender Studies, Aktivismus, Poesie und Alltag.

Konzept , Recherche, Dramaturgie, Regie: Aurora Kellermann | Performance: Meme | Produktionsleitung, Regieassistenz: Chris Wohlrab | Komposition, live Musik und quadrophonische Gestaltung: Munsha.
In Kooperation mit dem TATWERK | Performative Forschung.
In 2016 Gefördert durch den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft , Forschung und Kunst des Landes Baden- Württemberg und durch das Kulturamt der Stadt Freiburg i. Breisgau